In der Psytrance-Szene ist oft die Rede von Licht, Liebe und positiven Vibes. Schön, oder? Klingt nach ewiger Sommersonne, Glitzer im Gesicht und Umarmungen ohne Ende. Und ja – ein bisschen ist es das auch. Aber wer denkt, man könne sich mit esoterischen Theorien, bunter Deko und Räucherstäbchen aus allem raushalten, was unangenehm ist, hat Spiritualität mit einer Schönwetterveranstaltung verwechselt.
„Man wird nicht dadurch erleuchtet, dass man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern durch Bewusstmachung der Dunkelheit.“
1. Gut und Böse gibt es überall
Es ist ein Irrtum zu glauben, dass eine Musikrichtung oder Szene nur das Gute in sich trägt. Gut und Böse, Licht und Schatten, Yin und Yang – das sind universelle Prinzipien, keine Spotify-Playlists. Und die hören leider nicht auf zu wirken, nur weil man barfuß tanzt und sein Drittes Auge poliert.
Natürlich darf die Szene ein Ort sein, an dem man Heilung erlebt. Aber Heilung passiert eben nicht durch Ignorieren, sondern durch Hinsehen. Und manchmal auch durch Zähne zusammenbeißen. Nicht alles lässt sich weglächeln – auch nicht mit UV-Farbe im Gesicht.
2. Positiv um jeden Preis? Viel Spaß beim inneren Kurzschluss
Der Versuch, alles „Negative“ konsequent auszublenden, führt meist nicht zu Harmonie, sondern zu innerer Spannung – und früher oder später zu Drama. Denn wer den Deckel immer draufhält, muss sich nicht wundern, wenn der Topf irgendwann explodiert.
Mal ehrlich: Viele, die sich über „schlechte Vibes“ beschweren, sind oft nicht bereit, sich selbst zu hinterfragen. Stattdessen wird alles, was unbequem ist, als „böse“, oder „nicht Goa“ abgestempelt – damit man bloß nicht ins eigene Schattenkämmerchen schauen muss. Dabei klopft genau dort oft der nächste Entwicklungsschritt an.
3. Karma kalt serviert
Energie geht nie verloren. Auch die unangenehme. Wenn man ständig nur so tut, als sei alles wunderbar, schiebt man seine ungelösten Themen einfach nur auf die lange Bank – bis die irgendwann zusammenbricht. Und das tut sie. Meist genau dann, wenn’s grad richtig gemütlich war.
Also: Man kann sich hinter einer Musik-Szene oder „Positivity Only“-Mantras verstecken – aber dem eigenen Schatten entkommt niemand.
4. Licht braucht Schatten – sonst fehlt die Tiefe
Echte Positivität entsteht nicht durch die Vermeidung von Negativität, sondern durch die Integration davon. Wer nur das Helle will, verliert die Tiefe – und irgendwann wirkt alles eintönig und fade.
Der „Friede-Freude-Eierkuchen“ des Lebens schmeckt umso süßer, wenn man vorher in einen sauren Apfel gebissen hat. Wer versucht, das Saure zu vermeiden, landet nicht beim Genuss – sondern in der Eintönigkeit. In einem „okay“-Zustand, der nie ganz schmerzt, aber auch nie wirklich erfüllt. Wer wirklich wachsen will darf Konflikte nicht vermeiden, sowohl die inneren, als auch äußere. Wahre Verbundenheit und Liebe erreicht man nicht mit Oberflächlichkeit.