Nach dem letzten wummernden Basskick ziehen manche von uns mit Schallgeschwindigkeit ins Bett, während andere noch immer fröhlich ins Afterhour-Abenteuer abbiegen. Für mich ist eine gute Afterhour aber mehr als stumpfes Weiterhampeln, wenn das erste Licht schon durch die Fenster kriecht. Es geht um Austausch, Vernetzung und Kreativität. Und ja, auch Politik oder Religion dürfen ruhig Würze ins Gespräch bringen – solange alle offen, neugierig und bereit sind, die Köpfe gemeinsam rauchen zu lassen.
Problematisch wird’s erst, wenn Leute ihre Parolen oder zynischen Sprüche abfeuern wie klopfen und bei der leisesten Kritik „Keine Politik!“ rufen. Mal ehrlich, wer so reagiert, legt mehr Wert auf sein Ego als auf echtes Wir-Gefühl. Echte Stimmungskiller sind nämlich nicht große Themen – sondern kleine Toleranzreserven! Wenn also schon bei der ersten Meinungsverschiedenheit ein großes „Pssst, Tabu!“ droht, könnte es an der Zeit sein, die Gesellschaft zu überdenken.
Wir sind schließlich nicht mehr in der muffigen Dorfkneipe von anno dazumal, wo „Kein Wort über Politik oder Religion!“ in Leuchtbuchstaben an der Wand stand (neben dem Reklameschild für gesalzene Erdnüsse). Heutzutage dürfen wir ruhig mehr wagen, solange wir den gegenseitigen Respekt einpacken und uns nicht wie die Axt im Wald benehmen. So wird aus jeder Afterhour ein Ort voller Inspiration und echtem Gemeinschaftsgefühl – ganz ohne zermürbende Egospielchen, die uns die Stimmung zersägen. Also: Wer Lust hat, redet über alles, was das Herz begehrt – aber bitte ohne Raketenwerfer-Mentalität. Denn mit dem richtigen Wir-Gefühl wird jede Afterhour zum großen kleinen Universum für kreative Ideen.